Offener Brief an

Frau Schwarzer und Frau Wagenknecht:

 

Keine Unterstützung für Ihre Initiative

"Manifest für den Frieden",

die Sie während einer Kundgebung am 25. Februar 2023 in Berlin vorgestellt haben

 

 

"Sehr geehrte Frau Schwarzer, sehr geehrte Frau Wagenknecht,

 

Frau Schwarzer, ein Leitartikler der Saarbrücker Zeitung hat am 2. Mai 2022 Ihren offenen Brief an den Herrn Bundeskanzler als „Dokument der moralischen Erbärmlichkeit“ bezeichnet. In meinem offenen Brief an ihn habe ich ihm nachgewiesen, dass nicht Ihr Brief erbärmlich war, sondern sein Artikel ein „Leitartikel der moralischen Erbärmlichkeit“ war. Ihr Brief, auch von mir unterschrieben, war ein wichtiges Signal zur rechten Zeit und hat die berechtigten Ängste vieler Menschen aus meiner Sicht richtig thematisiert.

 

Mit dem gleichen Engagement stelle ich mich jetzt, sehr geehrte Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer, Ihrer aktuellen Initiative „Manifest für den Frieden“ entgegen.

 

Warum schreibe ich Ihnen? Weil Willy Brandt recht hatte: „Ohne Frieden ist alles nichts!“

 

In den 70 er und Anfang der 80 er Jahre gab es keinen Ostermarsch im Saarland, an dem ich nicht teilgenommen hätte, war Mitunterzeichner des Aufrufs des „Komitee für Frieden und Abrüstung in Europa“, habe am 10.10.1981 mit über 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten gegen die Nato Nachrüstung demonstriert. Habe mich auf vielen privaten Reisen nach Afrika und Asien mit den mir jeweils zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für Gleichberechtigung und Menschenwürde eingesetzt. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und „Du sollst dich nie vor einem lebenden Menschen bücken“ sind die Quintessenz meines Lebens und meiner Arbeit als politischer Plakatkünstler. Nicht mehr und nicht weniger!

 

Auf dieser Basis fußend lehne ich Ihre Aktion ab. Sie ist populistisch, spielt missbrauchend mit den berechtigten Ängsten der Menschen, schweigt zu entscheidenden Sachverhalten. Sie nehmen billigend oder willentlich eine Zersplitterung der Friedensbewegung in Kauf.

 

Am 24. Februar 2022 überfällt Russland die Ukraine. Dies ist so monströs, dass ich die Geschehnisse auf meine Erfahrungshöhe herunter brechen muss:

 

„Mein Nachbar aus dem östlichen Nachbarhaus bricht in mein Haus ein, vergewaltigt und tötet MitbewohnerInnen, setzt sich in meinem  Wohnzimmer fest. Nachbarn, aus den westlichen Nachbarhäusern, geben mir Waffen, damit mich besser verteidigen und versuchen kann, den Nachbarn wieder aus meinem Haus zu vertreiben.“

  •          Und jetzt stellen Sie fest, dass die westlichen Nachbarn, die mir helfen, mitschuldig sind, dass weiter Menschen in meinem Haus täglich sterben und dass sie die Eskalationsspirale weiter antreiben würden.
  •          Und Sie verlangen, dass ich die Verteidigung meines Hauses einstellen und mit dem östlichen Nachbarn über einen Frieden verhandeln soll, obwohl dieser bereits erklärt hat, dass er mein Wohnzimmer nicht mehr verlassen wird.

(sorry - auch populistisch)   Geht´s noch?

  •         Warum sind Sie nicht bereit, diesen meinen Nachbarn als das zu bezeichnen, was er ist,

·         ein Einbrecher,

·         ein Vergewaltiger,

·         ein Mörder.

 

Ob mein östlicher Nachbar und ich vorher Streit hatten, ob er sich bedroht fühlte, ist nach seinem Überfall und seinen Verbrechen unerheblich. Seine Verbrechen werden durch eine mögliche Vorgeschichte nicht legalisiert. Bevor er mein Haus nicht verlassen hat, werde ich mit ihm nicht verhandeln. Recht sprechen müssen Gerichte.

 

So auf meine Erfahrungswelt herunter gebrochen, verstehe ich diesen Krieg  --  Krieg in seiner Brutalität und Menschenverachtung werde ich jedoch nie verstehen.

 

Was Ihrer Aktion am 25. Februar 2023 in Berlin darüber hinaus jede Glaubwürdigkeit nimmt ist, dass Sie sich während Ihrer Kundgebung nicht von „Rechten AktivistInnen“ und „Neo-Nazis“ distanziert haben. Für mich gibt es keine Gemeinsamkeiten mit Rechten und Neo-Nazis.

Keine!       Nie!

 

Frau Wagenknecht, Frau Schwarzer,

 

nennen Sie Russland „Aggressor“, verlangen Sie den Rückzug der russischen Truppen, verlangen Sie die Bestrafung der Kriegsverbrecher,

distanzieren Sie sich von den Rechten AktivistInnen und Neo-Nazis, die Ihrem Aufruf gefolgt und in Berlin mit Ihnen demonstriert haben,

 

dann stehe ich wieder an Ihrer Seite im Kampf um

Frieden in der Ukraine und der Welt!

 

 1. März 2023



Was ich noch zu sagen hätte . . . !