Die Corona Pandemie deckt schonungslos die Mängel in unserem Gesundheitssystem auf.
Der Markt wird´s schon richten. Unter dieser Maxime wurde unser Gesundheitssystem über Jahrzehnte kaputt gespart. Fallpauschalen, Schließungen, lehrstehende Abteilungen, zu wenig Personal, schlechte Bezahlung. Werden die Kliniken von privaten Trägern betrieben, wird dort gebaut, modernisiert oder erweitert, wo die Eigentümer und Aktionäre Gewinne erwarten. Brechen die Gewinne ein, werden die Kliniken nur dann weiter betrieben, wenn Zuschüsse des Staates fließen (siehe Diskussion „Nordsaarlandklinik“).
Jetzt in der Pandemie fehlt ein Plan, wie diese wirksam bekämpft werden kann. Nur durch Millionenzuschüsse der Steuerzahler können die Kliniken handlungsfähig gehalten werden. Gefordert werden „Freihaltepauschalen“, um Betten im Intensivpflegebereich für zu erwartende Corona-Patienten frei zu halten – ein Begriff und eine Handlung voller Zynismus. Da aber Pflegepersonal fehlt sind die Bettenzahlen nur „Potemkinsche Dörfer.
Wenn die „Würde des Menschen“ wirklich im Zentrum der Gesundheitspolitik stehen würde, gäbe es keine Gesundheitssystem, das auf private Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Qualifiziertes medizinisches Personal könnte in erforderliche Zahl anforderungsgerecht bezahlt werden. Es gäbe keine Unterteilung in Kassen- und Privatpatienten. Nicht die Größe des privaten Geldbeutels würde den Zeitpunkt und die Art der Behandlung bestimmen, sondern die medizinische Notwendigkeit.
Die Corona Pandemie gibt uns viele Hausaufgaben auf, die Reform des Gesundheitssystems ist eine davon.“
November 2020