ver.di Bildungszentrum
Gladenbach / Hessen
Vorankündigung in Presse:
"mittelhessen"
Plakate der Ausstellung:
Meine Rede anläßlich der Vernissage
Eine Frau wurde angegriffen. Eine Frau wurde vergewaltigt. Eine Frau wurde entführt. Eine Frau wurde umgebracht.
In diesen Sätzen spielen Männer keine aktive Rolle. Das sorgt sprachlich dafür, dass es nicht ihr Problem ist. Es wird zu einem Frauenproblem gemacht. Dieses Narrativ zieht Männer aus ihrer Verantwortung. Aber Frauen werden nicht umgebracht. Männer bringen Frauen um. Überschrift in einer Tageszeitung: „Junge Frau ermordet aufgefunden“ 2. Zeile: Sie wollte ihren Mann verlassen, er hatte sie geschlagen.“ Ich übersetzte einmal diese Überschrift: „Die junge Frau ist selbst daran schuld, dass sie ermordet wurde. Wäre sie bei ihrem Mann geblieben, könnte sie heute noch leben. Und warum wollte sie ihn verlassen, weil er sie verprügelt hatte. Aber Hallo, wenn das ein Grund sein soll. Also selbst daran schuld.“ Oder: „Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort“. Wenn eine Frau um 2:30 Uhr eine Party verlässt, in ihrem Heimatort nach Hause läuft, nie ankommt, Tage später viele km weiter in einem Fluss abgetrieben gefunden wird – selbst dran schuld: falscher Ort, falsche Zeit. So pervertiert man Gewalt an Frauen mit der Deutsche Sprache. Männer kommen nicht vor. Aber: Frauen werden nicht umgebracht – Männer bringen Frauen um! . . . und das jeden 3. Tag in 2021. Nicht irgendwo - in Deutschland! Jeden 3. Tag bringt eine Ehemann oder ein Partner seine Frau um. In Deutschland!!
Werdet aufmerksam, wenn ihr eine Frau mit einem blau angelaufenen Auge seht. In den seltensten Fällen ist sie gegen eine Tür gerannt. Und Frauen fallen auch nicht ständig Treppen herunter und haben gebrochene Rippen und blaue Flecken.
Schaut hin und stoppt Gewalt gegen Frauen! und Ermahnt nicht eure Töchter – erzieht eure Söhne!!
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Junge Männer und Frauen, Ehemänner verlassen ihre Eltern, ihre Familien. Zahlen viel Geld an Schlepperbanden, werden eingesperrt, versklavt. In überfüllten Booten werden sie aufs Meer getrieben. Im Mittelmeer ersaufen keine Flüchtlinge. Auf Lesbos vegetieren keine Syrer, Afrikaner oder Afghanen in Schlamm und Dreck Es sterben Menschen und Menschen müssen in unmenschlichen Verhältnissen leben. Nenne ich sie „Wirtschaftsflüchtlinge“ - „Messermänner“ – „Kopftuchmädchen“ „Ausländer“ – gehen sie mich nichts an, ich bin ja kein „Wirtschaftsflüchtling“ – Syrer – Afghane – Afrikaner - Ausländer“
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Indem ich sie stigmatisiere nehme ich ihnen ihre Würde, spreche ihnen das Recht auf ein menschenwürdiges Leben ab.
Von Januar bis März 2023 sind im Mittelmeer mehr als 300 Menschen ertrunken. Von 2014 bis 2022 waren es 25.758. Zum Vergleich: 1 Ertrunkener Mensch mehr als Bingen am Rhein 2021 Einwohner hatte - 25.757
Bertold Brecht schreibt in einem Lied der Dreigroschenoper: . . . . die im Dunklen sieht man nicht . . . .
Ich will auf diese verzweifelten Menschen aufmerksam machen. Menschen, die alles riskieren, um zu überleben.
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Von 1990 – 2012 verübten rechte Gewalttäter 156 Morde in Deutschland. 2022 wurden 23.493 politisch rechtsmotivierte Delikte gezählt, im Ø 64 pro Tag und 1.170 rechtsextremistischen Gewalttaten wie Totschlag, Körperverletzungen, Brandstiftung 29.05.93 Solingen 5 Morde 22.06.16 München 9 Morde 09.10.19 Halle 2 Morde 19.02.20 Hanau 9 Morde Morde an Menschen, nur weil sie etwas anders aussehen, anders heißen. Aber auch in diesen Fällen gilt, Menschen wurden ermordet! Die meisten waren Deutsche – in Deutschland geboren. Ob Türke, Muslim, Jude, Afrikaner, Deutscher – Menschen! Jeder Mord löscht das Leben eines Vaters oder einer Mutter aus, einer Schwester oder eines Bruders, einer Freundin – eines Freundes. Jeder Mord löscht unwiederbringlich ein Leben aus. Der Rassenwahn der Nazi im 3. Reich, heute in rechten Kreisen wieder salonfähig, sickert ein in die Köpfe der Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft. Letzte Bundestagswahl: AfD – 10,3 %, in Thüringen und Sachsen 16 Direktmandate. Alice Weidel spricht im Bundestag von Messermännern und Kopftuchmädchen. Ausländer wollten in unser Sozialsysthem, würden Frauen vergewaltigen, willkürlich Fahrgäste in Bussen erstechen. Bilder, die an Zeiten finsterster politischer Propaganda erinnern. Texte, die schlicht Fakten verdrehen. Künstliche Intelligenz wird von der AfD immer häufiger eingesetzt, um in sozialen Netzwerken schnell und effektiv zu schocken. Mit Szenen völlig surrealer politischer Geschehnisse schürt die AfD offensiv Ängste und Vorurteile. Bei den Corona-Leugner und Querdenker-Demos trugen Menschen den gelben Davidstern, genannt Judenstern, mit der Aufschrift “ungeimpft“, verglichen sich mit Anne Frank. „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“ frei nach Max Liebermann, 1933 – als die NAZIS die Wahl gewannen. Jedes sich beziehen auf die fabrikmäßige Ermordung von über 5 Millionen Menschen ist krank. Und ich zitiere noch einmal mein Plakat „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“ Und Bürger laufen mit: „Ich bin doch kein NAZI, aber wenn die NAZIS die gleichen Interessen vertreten wie ich, habe ich nichts dagegen.“ AfD – eine zu vernachlässigende Partei? Am Rande der Gesellschaft? Nein – mitten drin! Im Mai 23 erhält ein AfD Kandidat bei der Landratswahl im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree die meisten Stimmen. In der Stichwahl verliert er, erhält aber 47,6 % der Stimmen. Ja - die AfD ist gefährlich! Ihr braunes Gift sickert ein in die Köpfe der Menschen. Deshalb: "Erinnern reicht nicht - aktiv gegen die neuen Nazis!“
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Im Februar und März 2023 stiegen in Süd-Spanien die Temperaturen auf bis zu 40 °. Im Winter hatte es wenig geregnet, die Felder schon im März ausgetrocknet. Die Flüsse in Nord-Italien ebenfalls, fast ohne Wasser. Dann im Mai und Juni 2023 Unwetter, Überschwemmungen, Tote. Ich hätte mir nie eine Katastrophe wie im Juni 2021 im Ahr-Tal in Deutschland nie vorstellen können. So etwas passiert in Asien, Afrika, Südamerika. Wälder brennen in Kanada, USA, Australien, in Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich. Sie brannten 2022 auch in Thüringen, Brandenburg und Sachsen.
Wer den Klimawandel immer noch leugnet ist längst ins Lager derer abgedriftet, die Aluhüte tragen, damit ihr Denken und Handeln nicht über Handymasten beeinflusst werden kann.
Ich habe vielleicht noch 5, 10 oder 15 Jahre zu leben, keine Ahnung, viele von euch noch 30 – 40, 50 Jahre, eure Kinder 70 – 80 Jahre, eure Enkel, die hoffentlich viele von euch noch bekommen werden, werden das Jahr 2.100 und folgende erleben. Ich habe sehr viel Fantasie, kann mir aber nicht im Geringsten vorstellen, wie sie dann leben werden, wenn sie überhaupt noch leben, wie dann das Leben auf dieser unserer Welt funktioniert? Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das seine Lebensgrundlage bewusst vernichten kann. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob wir es tun oder nicht. Vor ca. 50 Jahren war auch ich noch jung. Viele von uns hatten damals die Straßen nach Gorleben blockiert, wo ein Atomendlager gebaut werden sollte, hatten zusammen mit den Landwirten und deren Traktoren das geplante Atomkraftwerkes Wyhl verhindert, die Zufahrtsstraßen zu den amerikanischen Bunkern mit den Atomraketen im Pfälzer Wald dicht gemacht, mit über 300.000 in Bonn gegen die atomare Aufrüstung demonstriert. Und die Kinder und Jugendlichen von „Frydays for futcher“ schwänzen die Schule und „die letzte Generation“ sind Terroristen, weil sie Straßen blockieren. Und für Olaf Scholz sind sie „völlig bekloppt“. Ja was sollen sie denn sonst tun, wenn die Verantwortlichen nichts tun. Der Umgang der deutschen Politik und Justiz mit den Klimaschützer hat sich in den letzten Monaten so radikalisiert, dass selbst die Vereinten Nationen sich nach den Razzien gegen die Aktivisten dazu äußerten: "Klima-Aktivisten - angeführt von der moralischen Stimme junger Menschen - (...) müssen geschützt werden, und wir brauchen sie jetzt mehr denn je". Waren wir Terroristen – nein, wir haben um unsere Zukunft gekämpft. Und die jungen Menschen, die jetzt um ihre Zukunft kämpfen, das sollen jetzt Terroristen sein, eine verbrecherische Organisation, wie die Mafia, Zuhälterbanden oder Rauschgifthändler. Ich kann für mich nur feststellen, die durchgeknallten sind nicht die Jugendlichen.
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Meine Plakate sind nicht negativ. Sie sollen aufmerksam machen und Aktivitäten auslösen. Ich bin auch kein Pessimist, im Gegenteil ! ! Schaut euch mein Plakat an: „Mein Traum von Deutschland . . .“ Wenn ihr mir helft, dass mein Traum Wirklichkeit wird, ich wäre euch sehr lange dankbar!
Deshalb mein Plakat: Misch dich ein. Wen ich damit meine? Stellt euch vor das Plakat, schaut, wohin der Finger zeigt, dann seht ihr es! Karl-Willi PAUL ver.di Bildungszentrum Gladenbach 5. Juni 2023 |