AfD - Provokateure und Tabubrecher

 

 

 

Das Gute an Deutschland ist, dass man alles sagen darf, sofern es nicht gegen Gesetze verstößt. Die, die sagen, sie dürften nicht mehr alles sagen, fürchten nur den Widerspruch.

 

Deshalb darf Herr Gauland auch die Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft mit ihren Millionen Toten als „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte benennen oder Herr „Bernd“ Höcke das Mahnmal in Berlin für die Toten des Holocaust als „Denkmal der Schande“ bezeichnen. Und wenn Alice Weidel im Bundestag von "Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtsen“ spricht, darf sie das in unserer Demokratie.

 

Nur müssen sich die Dame und die Herren gefallen lassen, als  Provokateure bezeichnen zu werden, als Faschisten oder Nazi, die Tabus brechen, die das politische Klima in Deutschland vergiften.

 

Es gab schon immer Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger, rechte Spinner. Sie wurden bisher nicht richtig ernst genommen. Trauten sich selten aus ihren jeweiligen Umfeld heraus. Doch auf einmal merken sie, dass sich etwas verändert hat in Deutschland. Rechtsradikales Gedankengut hat Einzug in die Parlamente gehalten. Würden nur bekennende Nationalisten die AfD in Deutschland wählen, die AfD wäre ein Fliegenschiss auf der politischen Landkarte in Deutschland. 

 

Und hier fängt es an, gefährlich zu werden. Die AfD ist nur deshalb in die Parlamente eingezogen, weil sie auch gewählt wurde von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Gewählt wurde von Menschen, die gestern noch CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP gewählt haben. Von Menschen, die evangelisch oder katholisch sind, die Gewerkschaftsmitglieder sind und Mitglied im Sportverein und Kirchenchor.

 

Und wenn Menschen in Tweets lamentieren, wir hätten nur unfähige und korrupte Politiker, die das deutsche Volk betrügen und eine gleichgeschaltete Presse, die uns alle belügt und islamistische Ausländer, die die Vorherrschaft in Europa anstreben - dann ist es nicht verwunderlich, dass rechtsradikale Gewalttäter für sich die krude Legitimation reklamiert, sich mit Waffengewalt zu wehren. Sie tötet willkürlich Muslime und Juden, Christen und Atheisten, Schwule und Lesben, Schwarze und Weise - Menschen.

 

Damit es aber zu keiner Sprachverwirrung kommt, der deutsche Attentäter von Hanau hat Deutsche getötet, das ständige relativieren mit „Migrationshintergrund“ ist absolut nebensächlich, er hat Menschen getötet.

 

Der einzelne Mensch ist dem Attentäter letztendlich egal, es geht ihm um Chaos und Spaltung. Und das nenne ich rechten Terror, im Gegensatz zu Herrn Gauland.

 

Und für das Klima, in dem Mord und Terror von Rechts wieder gedeiht, ist die AfD moralisch mit verantwortlich und mit ihr alle diejenigen, die sich jetzt nicht konsequent von ihr abwenden.

 

Wollen die AfD WählerInnen in Deutschland nicht lesen oder verstehen sie es nicht:

 

 „Die Merkelnutte jedoch lässt jeden rein, sie schafft das. Dumm nur, dass es UNSER Volkskörper ist, der hier gewaltsam penetriert wird“ — Peter Boehringer, MdB und Vorsitzender des Haushaltsausschusses, am 09. Januar 2016 in einer geleakten E-Mail an einen internen Kreis oder  

 

 „Wir sollten eine SA gründen und aufräumen.”— Andreas Geithe, Ex-Mitglied der rechtsterroristischen „Nationalistischen Front“ und Bürgerdeputierter der AfD im Berliner BVV-Ausschuss für Soziales, Senior*innen, Arbeit und Wirtschaft, am 18. September 2017 auf Twitter oder

 

 „Sie haben uns den Krieg erklärt. Wir werden sie töten müssen.“ — Gunnar Witzmann, Bundestagskandidat für die AfD im Wahlkreis Leverkusen-Köln IV, am 21.12.2019 auf Twitter nach dem Fehlalarm am Kölner Breitscheidtplatz. Mit „Sie“ sind in diesem Kontext Muslime gemeint.

 

Nicht nur die Mörder wollen mein anstrengendes, aber liebenswertes Deutschland zerstören, sondern auch die, die polemisieren, Tabus brechen. Und die, die wie Lemminge hinter laufen, helfen mit.

 

Gegen Perversionen des menschlichen Denkens helfen keine den gesamten öffentlichen Raum abdeckenden Kameras, keine Gesichtserkennungs-Software und keine schleichende Aushöhlung der Persönlichkeitsrechte.  Menschlichkeit, Respekt und Achtung, das akzeptieren alternativer Lebensentwürfe kann jeder von uns lernen. Investition in Bildung ist Lebensversicherung für unsere Demokratie.

 

Politisches Handeln muss Vertrauen wieder zurück gewinnen durch Regelungen, die sicher stellen, dass der, der viel hat mehr gibt, als der, der wenig hat. Durch Gesetze, die die soziale Gerechtigkeit zum Leitmotiv unseres Zusammenlebens machen, einer Bodenordnung, die der Spekulation wirksame Riegel vor schiebt und wohnen in den Städten wieder bezahlbar macht, einem Gesundheitswesen, das für die Menschen da ist und nicht für die Aktionäre. Und ein schnelles ökologisches umsteuern, damit wir unseren Kindern einen bewohnbaren Planeten überlassen können.

  • Es ist höchste Zeit, dass wir alle etwas tun.
  • Nennen wir einen schlechten Witz geschmacklos, widersprechen wir rassistischen Sprüchen.
  • Es sind die kleinen Schritte, die uns weiter bringen.
  • Wir müssen nur endlich los laufen.

 

Februar 2020



Was ich noch zu sagen hätte . . . !